Diese Woche fällt verglichen mit den letzten Monaten etwas aus der Reihe. Ich bin bei meiner Freundin Claudia und ihrem Mann Tjark in China zu Besuch. Die beiden sind für zwei Jahre zum Arbeiten nach Zhuhai gezogen und ich habe beschlossen, sie zu besuchen. Gleichzeitig mit mir ist auch die Vierte im Bunde, Kathi, direkt aus Deutschland eingeflogen gekommen. Mit ihr werde ich die nächsten Tage die Gegend unsicher machen.
Zhuhai liegt in der Provinz Guangdong (die genauso wie ihre Hauptstadt Guangzhou auch als "Kanton" bekannt ist) am Delta des Perlflusses in direkter Nachbarschaft zu Macau und rund eine Stunde von Hongkong und Guangzhou entfernt.
Zhuhai ist erst in den Siebzigerjahren auf den Landkarten aufgetaucht, war vorher ein unbedeutendes Fischerdorf. Heute ist die Sonderwirtschaftszone eine in kürzester Zeit auf 2 Millionen Menschen angewachsene Industriestadt. Während die "Stadt der Romantik" für Chinesen ein beliebtes Urlaubsziel darstellt, nicht zuletzt weil die Stadt und ihre Luft sauberer ist als der größte Teil der chinesischen Städte, ist es für Kathi und mich die Möglichkeit ein China abseits des internationalen Tourismus kennenzulernen.
Im Kontrast dazu stehen auf der einen Seite Guangzhou, eine Stadt mit über 2000 Jahre alter Geschichte und Macau, das "Las Vegas Chinas".
Zhuhai selbst hat nicht viele Sehenswürdigkeiten. Sein Wahrzeichen ist die Statue des Fischermädchens an der Küste, daneben stellt der neue Yuan Ming Palast ein beliebtes Ausflugsziel dar, er ist ein partieller Nachbau des 1860 zerstörten alten Sommerpalastes in Peking. Viel interessanter für uns ist es, uns einfach durch die Straßen der Stadt treiben zu lassen, zu bummeln und zwischen Boutiquen mit aktueller Mode oder Markständen mit Lebensmitteln aller Art sowie Dingen des täglichen Bedarfs hin und her zu schlendern. Bei unserem Ausflug nach Guangzhou kämpfen wir uns unter anderem durch so Herausforderungen wie "Zugfahrkarte kaufen ohne Chinesisch zu sprechen", Probleme über die man vorher gar nicht so richtig nachdenkt.
Es sind die kleinen Dinge, die diese Woche so spannend machen, aber die teilweise auch zu denken geben: Die Vielfalt an Gemüse und getrocknetem Fisch und anderem Getier auf den Märkten zu sehen. Der ältere Mann, der am Eingang eines Parks in Guangzhou steht und voller Inbrunst eine Arie einer kantonesischen Oper singt. Die alten niedrigen Gebäude mit den vielen Grünpflanzen eines Wohnviertels in der gleichen Stadt, die sich zwischen den Hochhäusern verstecken. Die Brautpaare zu beobachten, die am Strand Zhuhais (trotz Wind) oder auf der Insel Shamian in Guangzhou Hochzeitsbilder machen lassen. Oder die Straßenhändler in Zhuhai, die auf offener Straße Hörner, Schädel unterschiedlicher Tiere aber auch Pfoten und Fell von Tigern verkaufen. Ich muss zugeben, als ich das gesehen habe, hat sich in mir was zusammengezogen und nicht mehr so schnell gelöst...
Aber nicht zuletzt waren es auch so Kleinigkeiten wie zwei "Wahlchinesen" mit handgemachten Käsespätzle glücklich machen :-)
Macau ist nicht nur eine Sonderverwaltungszone, ähnlich Hongkong, sondern auch ein ganz anderes Erlebnis als das China wenige Kilometer entfernt. Tagsüber die alten Portugiesischen Viertel, wo Kathedralen neben kleinen buddhistischen Tempeln stehen, wo sich chinesische Bauweise neben portugiesischer in den Straßen drängt. Nachts dann das Funkeln, Glitzern und Leuchten der unzähligen großen Hotels mit ihren Casinos und Einkaufsmeilen. Wo man auch einfach mal halb Venedig im zweiten Stock nachbaut und an dicht gedrängten Spieltischen Millionen verspielt werden. Es wirkt wie eine surreale Parallelwelt.
Es fällt mir dieses mal schwerer als sonst, diese Woche, diese Erlebnisse zu beschreiben. Ich habe deshalb beschlossen einfach ein paar mehr Bilder hochzuladen, um einen Eindruck von der Gegend zu geben. Viel Spaß dabei!
Vielen lieben Dank an dieser Stelle and Claudia und Tjark für eure wundervolle (Gast)freundschaft und Kathi für so viel Spaß auf Tour!