Szenenwechsel: Es ist 18:20, wir sind eben in Sorken am Femundsee angekommen. Trotz einer leicht kränkelnden Teilnehmerin mit Kreislaufproblemen, umsteigen in Berlin und 4,5 Stunden Bus fahren sind wir samt allem Gepäck gut angekommen. Dort, am Femund Canoe Camp wird für die nächste Zeit unser Basislager sein.
Kanutour Femund/Isteren
Am Sonntag früh geht es los: Wir bekommen fünf 2-Mann-Kanadier mit Bootswagen, wasserdichten Tonnen und sonstigem Zubehör. Auch noch 2 zusätzliche Kocher (natürlich die klassischen Trangias) können wir uns leihen. Mit den Booten werden wir jetzt eine Woche lang den Femund- und den daneben liegenden Isteren-See befahren. Alle lernen schnell mit dem Boot umzugehen und so kommen wir schon am ersten Tag deutlich weiter als ursprünglich vermutet. Die beiden Seen sind durch einen kleinen Fluss verbunden, der nicht befahren werden kann, hier werden die Boote auf die Bootswagen geschnallt und wir "wageln" 3 km bis in den nächsten See über die große Straße. Wie wir gleich am ersten Tag lernen, kündigt Wind zur Zeit häufig Regen an und so durchweicht uns ein kurzer (ca. 1h) aber extrem heftiger Schauer bis auf die Knochen, nachdem wir gerade noch gegen den Wind angepaddelt sind. Dementsprechend schnell verziehen sich alle abends in die Betten, es ist einfach kalt. Die Wettervorhersage gibt mir Temperaturen von 12-17°C Tagsüber und unter 5°C nachts raus. Obwohl wir im Norden sind: Das sind auch hier für Sommer niedrige Temperaturen.
Die nächsten Tage werden wir von traumhaften Sonnenschein
über einen kompletten Regentag bis hin zu Wind mit Windstärken von 3-4 alles
dabei haben. Den regnerischen Tag
wettern wir im Zelt an einer Landspitze am Trolltjønna ab, spielen Karten und schlafen lange. Ansonsten
bleibt es überwiegend sogar trocken und wird mit den Tagen auch etwas wärmer.
Wir umrunden den kompletten Isteren, wechseln zurück in den Femund und fahren
auch dort noch ein ganzes Stück erst am West- später am Ostufer entlang hoch.
Insgesamt werden wir in diesen Tagen gute 100 km paddeln. Am Femund-Westufer
sehen wir Rentiere, am Anfang sind wir noch ganz aufgeregt, dann werden sie so
regelmäßig, dass wir sie nur noch mit einem Kopfnicken zu Kenntnis nehmen. Wir
beschließen schon jetzt, zurück in Oslo unbedingt mal Rentier probieren. In der
Zwischenzeit müssen wir uns mit etwas anderem essbaren begnügen. Das Essen,
dass einfach nie reicht, zumindest nicht, um unseren unbändigen Appetit zu
stillen und Heidelbeeren, die es an absolut jeder Ecke gibt. An unserem letzten
Abend am See werden es drei volle Töpfe Beerenkompott, das macht sogar mal
satt.
Bei wunderschönem Wetter paddeln wir schließlich nach 7 Tagen
und 6 Bootstagen wieder im Camp ein, um viele Erfahrungen reicher.
Trekking Femundsmarka und außenrum:
Nach einem langen Tag Pause, an dem wir ewig schlafen, uns
und unsere Klamotten waschen (Zitat: So richtig clean werden wir aber nie),
geht es los. Vor diesem Teil unserer Tour habe ich etwas mehr Bedenken. Mehrere
Jugendliche hatten im Vorfeld geäußert, nicht gerne zu wandern oder Angst zu
haben, dass sie das Gewicht nicht tragen können. Ich weiß nicht, ob ich sie bei
der Planung mit dem Kompromissvorschlag zu 5 Tage Trekking überzeugt oder doch
eher nur überredet habe. Wir werden sehen.
Von Sorken laufen wir am ersten Tag in Richtung Sorkvola,
machen auf dem Sattel unsere Pause bei Traumblick auf den See und finden
schließlich am Abend einen Lagerplatz am Ytterjøen, einem kleinen See. Dort
sehe ich (und ich vermute, einige andere auch), zum ersten Mal in meinem Leben
einen Fischotter in freier Wildbahn. Zumindest der erste, an den ich mich
erinnern kann. Den Bieber, der eine große Burg ins Wasser gebaut hat, den
bekommen wir leider nicht zu sehen.
Bisher läuft alles gut, am Vormittag sind wir bereits gut und
schnell vorran gekommen, am Nachmittag wurde die letzte Etappe dann doch
kürzer, auch weil ich selber nicht mehr konnte. Mein Rucksack war schlecht
gepackt und hat unglaublich an den Schultern gezogen. Da die Temperaturen
inzwischen einen Tickwärmer sind und wir sowieso vom gehen aufgewärmt, aber
auch verschwitzt sind, baden wir am Abend alle in einem Bach, der aus dem See
rausfließt.
So ähnlich läuft es dann auch die nächsten Tage: Ein paar
von uns baden fast jeden Tag und nutzen das gute Wetter, das immer schöner
wird. Wolkenloser Himmel, Sonnenschein bis relativ spät am abend. Die
Zeltplätze verlagern wir eher über die Baumgrenze. Dort weht ein leichter Wind
und wir sind weit weg von Mooren. Das heißt: Deutlich weniger unserer ärgsten
Feinde: Mosquitos!
Wir genießen die Zeit: Das Laufen geht bei den meisten mit
jedem Tag besser (nur Michi plagt sich mit einem Krapf im Hüftgelenk rum, das
kenne ich und es tut so weh :-( ),
die Rucksäcke werden immer leichter. Und entgegen meiner Befürchtungen kann
jeder seinen Rucksack gut tragen, teilweise wird, wenn Essen weggeht, anderes
Material neu aufgeteilt, und es macht allen Spaß.
Ein Ausflug über die schwedische Grenze krönt unsere Unternehmung. Ja, wir waren in Schweden: 2
Stunden lang und wir sind uns einig: Hier sind die Wege besser, die Menschen
mehr und das Wetter besser. Sogar mehr Blaubeeren gibt’s. Über die
mathematische Genauigkeit einer solch kleinen Stichprobe sehen wir großzügig
hinweg ;-)
Nur ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt: Das Essen. Noch
immer reicht es nicht, unseren immer größer werdenden Appetit zu stillen. Wurde
in den ersten Tagen noch drüber diskutiert, ob wir nicht noch ein paar
Blaubeeren fürs Frühstück suchen sollen oder dass es Stück Schokolade mehr schön
wäre kommen wir gegen Anfang der zweiten Woche auf Themen wie: „Schokoladentorte
wäre jetzt was tolles“ und enden am Ende unseres Urlaubs bei Diskussionen und
Planungen über 5-gängige Menüs.
Trotz allem kommen wir nach 5 Tagen gesund und munter
zurück, sogar der gemeine Krampf ist wieder weggegangen. Meine Befürchtungen
haben sich nicht bewahrheitet und nach Dusche, Sauna und einer letzten Nacht im
Zelt geht es zurück nach Oslo, wo wir uns nochmal richtig satt essen (Rentier
natürlich, aber auch anderes) und am nächsten Morgen nach München, wo wir von
Eltern und Majid, dem traurig zuhaus gebliebenen Jugendleiter überschwänglich
begrüßt werden.
Fazit: Trotz alles Strapazen, Bedenken und wenig Essen waren
es zwei geniale Woche, die wir alle lange in Erinnerung behalten werden.
Danke allen die dabei waren und allen, die uns zu hause unterstützt haben (Freunde, Eltern, Partner) für diese tollen zwei Wochen! Ihr seid toll!
Bille
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